Home Triathlon Challenge Roth – Schwimmen – Radfahren – Blaulicht …

Challenge Roth – Schwimmen – Radfahren – Blaulicht …

von Chris

Mein Highlight 2017 ….

hätte es werden sollen..
So viele Kilometer “geschrubbt”, teils morgens um 5 Uhr aufgestanden um vor der Arbeit noch mal 100 Radkilometer in die Beine zu bekommen. Alles war auf dieses Event ausgelegt.

Für uns war zwar klar, wir starten um das zu Genießen, aber eigentlich waren wir schon eine gut aufgestellte Staffel:
Thomas – der Erfahrene, den wir von vielen Wettkämpfen in Berlin schon seit Jahren kennen (Team ZOOT).
Daniel – die Rakete und gleichzeitig einer meiner liebsten Teamkollegen (ASICS FrontRunner).
Last (diesmal wirklich) but not Least – Ich, die Ober-Flitzpiepe (GripGrab, ASICS FrontRunner).

Die Challenge Roth ist nicht einfach Samstag Check-in, Sonntag Raceday! Nein eigentlich könnte man die komplette Woche hier verbringen. Alle sind auf dieses Highlight eingerichtet und vorbereitet. An jeder Ecke hängen Fähnchen und Schilder/ Banner mit “Welcome Triathletes!”. Wirklich der Wahnsinn….

Die Expo war von der Grösse vergleichbar mit der vom Berlin Marathon, allerdings vom Hörensagen, hätte ich mir das noch größer vorgestellt. Sicher hing es in diesem Jahr auch damit zusammen, das auch der Ironman Frankfurt am selben Wochenende statt fand und das ja schon bei der Bekanntgabe bei vielen Sauer aufstieß. Naja ausgerüstet war man ja, ich kann mich mit GripGrab und ASICS auch wirklich nicht beschweren! Die 3 Starterbeutel waren wirklich prall gefüllt, bei der Startgebühr von über 580€ war das zumindest wünschenswert ;)

Mit dem Bike-Check-In begann auch bei mir die Nervosität. Zum Glück hatten wir Thomas dabei. Letztes Jahr machte er hier seine Langdistanz und wusste ganz genau wo es wann hin ging. Logistisch ist das schon eine Herausforderung! Schwimm- und Radwechsel inkl. Kleiderbeutelabgabe waren ja immerhin 15 km vom Rad-Laufwechselpunkt weg und alles musste zu bestimmten Zeiten abgegeben werden.

Der Bike-Check-In lief eigentlich wie man es von den lokalen Triathlonveranstaltungen bereits kennt ab, nur viel viel größer. Über 5000 Räder, geschätzt je Rad zwischen 500€ und jenseits der 10.000€ Grenze standen hier und warteten eine Nacht auf ihren Fahrer.
Sogar Tandemrennräder standen hier! Hätte ich das gewusst!! Mit unserem Felix auf dem Tandem wären wir doch sicher im 38er Schnitt durchgeballert :D

Das war schon alles sehr spannend, zudem traf man noch viele bekannte aus der Socialmediawelt (Maazel, Tim und Jens) oder auch FrontRunner Teamkollegen wie Anita, Susi, Silke und Sandra.

Das Bike war abgegeben und wir machten uns nach der Schwimmstartbesichtung, wieder auf Richtung Expo in Roth, um zu lauschen was die Wettkampfrichter bei der Wettkampfbesprechung zu sagen haben. Noch einen kleinen Snack eingepfiffen und dann ins Bettchen, morgen früh gehts los.

Weit vor dem Weckerklingeln um 5:45 Uhr lag ich schon wach. Mir ging die Düse. 180 Km Radfahren und dann noch 1200 Höhenmeter für mich als Flachlandberliner sind schon echt ne Hausnummer. Thomas war schon im Startbereich, weil wir keinen Parkplatz fanden, war er schon im Neo in der Nähe vom Schwimmstart.
Dank meiner zarten Stimme und den liebe vollen rufen: Thooooommmmaaaaaas!!!! WO BIST DU??? Fand ich ihn doch recht schnell. Er war der im schwarzen Neo :D

copyright: Sportograf
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Thomas strahlte eine Ruhe aus, die ich auch gern gehabt hätte. Ich sprintete mit der Kamera noch schnell los um von ihm ein paar Bilder zu machen. Schon knallte der Startschuss. Jetzt lief auch für mich die Zeit runter, ich wusste Thomas schwimmt irgendwas zwischen 1:05h und 1:15h und ich checke nochmal mein Rad. OHHH mein Garmin war gar nicht am Rad und ich hatte die Halterung vergessen! Panik!!!! Ok irgendwer muss doch Klebeband haben. Mit 6 Streifen Klebeband vom Infopunkt machte ich auch das fest. Jetzt hieß es warten, Sicherheitspipi, was essen und hoffen das Thomas gut durchkommt. Es war ein ganz schönes Gewusel, überall standen die Athleten und warteten auf Ihre Schwimmer.

Ben !

Ich unterhielt mich mit meinem Nachbarn Ben. Ein Engländer, der letztes Jahr seinen ersten Triathlon machte. Standesgemäß den ersten überhaupt und eine Langdistanz, weil der Kumpel meinte, das schaffst du eh nicht. Er schaffte es sogar in weniger als 16h, glaub ich mich zu erinnern. Verrückter Typ. Da kam Thomas, sichtlich unzufrieden mit seiner Schwimmzeit, aber das war egal, wir wollten ja nur Spass haben… oder? War das nicht so?

Ich schob mein Rad durch die Wechselzone und sattelte nach der Linie am Boden auf und ketterechts. Erste Kurven leicht bergab und 45 km/h drauf… ups… Das war zuviel Adrenalin. Ich zügelte mich etwas und dann kam auch relativ schnell der erste Verpflegungspunkt. Das wusste ich noch und alle 17,5 km kam auch schon der nächste. Da ich noch nie im Wettkampf durch einen VP gefahren bin, war das jetzt spannend. Leichte Steigung und auf knapp 300m alles was man will:

1. Leere Flaschen an den Rand schmeissen
2. Neue Verpflegung nehmen – Wasser, Iso, Obst, Gels, Wasser – So war immer die Reihenfolge …

Den ersten VP habe ich einfach nur beobachtet, da ich ja 3 volle Flaschen, 8 Gels und 3 Cliffbars bei hatte (ja, ich hätte der Verpflegung nach noch viel weiter fahren können ;) ) Schon in der Wechselzone kamen doofe Sprüche: Warum nimmst du soviel mit, da kannst aus dem Vollen schöpfen. Mit meinem Kuhmagen – ich vertrage eigentlich alles – wollte ich aber trotzdem kein Risiko eingehen. Nur die Flaschen wollte ich immer durchtauschen, damit ich genug trinke. Soweit der Plan.

copyright: Sportograf
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Ordentlicher Gegenwind, aufsteigende Hitze und die immer wiederkehrenden kleinen Steigungen ließen mich erahnen was da über 180km auf mich zukommt. VP 2 kam und ich hatte 2 von 3 Flaschen schon mal leer. Neuer Plan: Bei der langsam aufsteigenden brühtenden Hitze von oben 1 Flasche Wasser, um den Körper runter zu kühlen und 2 Flaschen Iso!
Gesagt getan … lief…
Bergauf überholten mich immer die selben Gesichter mit nem Lächeln und einem liebevollen: Wir sehen uns ja gleich bergab wieder… Bergab lächelte ich zurück und und sagte: Bis gleich beim nächsten Anstieg… Und so ging es auch eine Weile. Träge Masse in Bewegung war abwärts immer meins :D Mittlerweile war meine eigen ISO Verpflegung aufgebraucht und ich war komplett auf Roth angewiesen.

Irgendwas grummelte im Magen. Angst vor den 2 großen Anstiegen? Nee…

Egal, wird sich schon beruhigen. Etwas mehr trinken bei der Wärme und regelmäßig ne Salztablette um Krämpfen vorzubeugen, dann wird das schon.

Der Kavarienberg war der erste richtig lange und fiese Anstieg! Die Stimmung mit Bühne, Moderator und so vielen Zuschauern am Straßenrand war der Hammer. Ich schaltete auf den kleinsten Gang und kurbelte mich gefühlt im Schritttempo da hoch. Rechts riefen Sie meinen Namen, links wurde lauthals angefeuert. Gänsehaut deluxe. Das hab ich noch nicht mal beim Berlin Marathon so erlebt.

Irgendwann war ich oben und dann ging es auch wieder runter! Was für ne Abfahrt, kurzer Blick auf den Tacho : 64 km/h und eine scharfe Kurve folgte der nächsten.  Naja nach dem Schleichen musste man ja wieder was gut machen.
40km später war ich auch endlich das erste mal am “Solar Hill”. Wegen dieses Berges wollte ich diese Tortour mit 180km Rad überhaupt machen.

copyright: Sportograf
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Seit Jahren immer wieder im Livestream und letztes Jahr mit Frodo, war es um mich geschehen. Was ein geiles Feeling. Die 9 % Steigung waren wirklich kaum das Problem. Die Zuschauer peitschten dich da hoch! Mitten drin Thomas, Chrissi und meine kleine Tochter. War das geil!! Es knallte und klatschte überall.

DAS WAR DIE CHALLENGE ROTH, die ich wollte und bekam!

Oben angekommen, wusste ich das ich jetzt nur noch knappe 95km hatte bis ich im Ziel war. Das anfängliche Tempo wurde natürllich bei der Wärme weniger, aber überschlagen war ich noch auf einem guten Sub6 (unter 6 Stunden )Kurs!

An der Wechselzone vorbei in die 2. Runde. Oh da war das Grummeln wieder und ehrlich gesagt wurde mein Magen auch irgendwie immer größer. Es war wie so ein Ballon der sich immer mehr aufpustete. Auch das Aufliegen in der Aeroposition war jetzt nicht so prall. Mmhhh….
Da hilft nur trinken und noch nen Gel und noch ne Salztablette. Der erste VP in der 2. Runde und ich dachte mir: Ok, jetzt solltest du vielleicht mal anhalten und dein “Sicherheitspipi” nochmal wiederholen. Die Helfer hielten mein Rad und ich sprang aufs Dixi. Weitere Detail erspare ich euch, aber so ging es jetzt 90km weiter. Quasi alle 17,5km runter vom Rad und rauf aufn Topf.
Es war wie bei Herr der Ringe die Reise zum Schicksalsberg. Man kam dem Ziel zwar näher, immer kam wieder was dazwischen.
Dass das ISO der Auslöser sein konnte, daran hab ich nicht eine Sekunde gedacht und an jedem VP immer ordentlich nachgetankt.

Also wurde es auch eher schlimmer als besser. Auch die Beine fingen an zu krampfen, es waren ja auch kaum noch Elektrolyte im Körper. Mein Gott ging es mir schlecht. Wären wir keine Staffel, wäre ich nach 90km ausgestiege. Und ich habe bisher noch nie ein DNF (Did not Finish) hingelegt, sondern mich durch alles durchgequält, egal wie lange und schlimm es war… Denke das beschreibt ganz gut von aussen wie ich mich fühlte.  Immer wieder absteigen, schieben, Krämpfe rausdrücken, aufs Dixi… so hatte ich mir mein Jahreshighlight nicht vorgestellt.

Das Einzige was trotzdem geil war, waren die Zuschauer. Die wurden zwar immer weniger aber jeder wollte helfen. Einer kam angelaufen: Was brauchst du, kann ich helfen? Willst du ne Cola? Ja, Cola ist Zucker und hilft vielleicht gegen die Krämpfe – der Magen ist eh hinüber – Schwups war er weg, lief ins Haus und ich schob in Zeitlupe den Kavalarenberg die 2. Runde hoch. 5min später war er wieder da. “Es tut mir leid, ich hab die Eiswürfel nicht gefunden.” und drückt mir lächelnd ein 0,5l Glas mit eiskalter Cola in die Hand (inkl. Eiswürfeln). Die Moderatorin der Bühne kam mittlerweile mit dem Mikro in der Hand mir auch entgegen und schob mein Rad ein paar Meter während ich die Cola liebkoste :D Was für tolle herzliche Menschen hier!

Irgendwann war ich oben und freute mich auf die Abfahrt. Das war das Einzige was ich noch genießen konnte.
Ich fühlte mich so elend und es tat mir jeder Meter weh und die Gedanken, das ich hier jegliche Hoffnung auf eine vernünftige Teamzeit regelrecht “verkacke” ließ mir die Tränen in die Augen steigen.

Ich konnte den Wartenden ja nicht mal sagen was los war, weil Telefone mit Disqualifikation verboten waren. Ich hatte es zwar im Trikot und bekam auch immer Nachrichten aufs Garmin eingeblendet, aber retour ging nichts raus. 5 km weiter fuhr auf dem Motorrad ein Wettkampfrichter neben mir her.

“Alles ok bei dir?”

“Nö eigentlich gar nicht, ich brauch mal ein Klo!”
“Halt doch an, schöne Wiese, ich sag es auch keinem.” (mitm Zwinkern)
“Das reicht mir nicht! Mein Magen rebelliert und ich brauch nen VP oder so?! Dringend!!!!!”
“Ich fahr vor und organisiere dir was….”
Weg war er. Mein Gedanke: Mein Problem interesseriert ihn sowieso nicht. Aber was soll ich sagen: 1km später im nächsten Ort hinter der Kurve stand er! Wild winkend und rief er mir zu: “Halt hier an. Du kannst bei der Familie auf die Toilette, ich halte dein Rad solange!” Ich war wie im Himmel, noch nie hatte ich mich so über eine Toilette gefreut! Der Schrecken war aber noch nicht vorbei.

Tiefpunkt war der Solar Hill… In der zweiten Runde menschenleer! Der Moderator versuchte zwar noch etwas Stimmung zu machen, aber ausser den 5-6 Radfahrern um mich herum war nichts mehr los.
Ich musste wieder absteigen. Die Sanitäter kamen an und versorgten mich. Ich schilderte meine Probleme und zack kam der Arzt dazu. “Immodium und Maloxan kannst du jetzt haben und ne Cola. Und entweder du steigst jetzt aus oder du versuchst dich bis ins Ziel zu quälen.”
Meine Entscheidung war schnell getroffen -Ich quäle mich! Für Daniel und Thomas, fürs Team. Für mein Frau und Tochter die solange warten mussten. Ich schob das Rad den Solar Hill rauf und versuchte krampffrei weiter zu radeln.

Oben aufgestiegen fuhr aufeinmal ein Wettkampfrichter neben mir:
Christian alles ok soweit?” – “Geht so – “Du musst dich jetzt beeilen, sonst muss ich dich disqualfizieren.”
Ich erwiderte sofort: “Nein bitte nicht, ich bin doch in der Staffel und unser Läufer ist locker unter 3h beim Marathon unterwegs.
“Ja aber es gilt auch der Cutoff auf dem Rad! Beeile dich und du schaffst das….”

…Ich bin mir sicher das dies nur zur Motivation war, er aber niemals daran glaubte…

Ich haute mir nochmal 2 Gels und 2 Tüten Energygummidrops rein. Mir war völlig egal was mein Magen dazu noch sagt, ich musste vorm CutOff rein. Ich begann zu treten, was die Beine hergaben. Krämpfe ignorierte ich, weil im Augenwinkel immer das blaue Rundumlicht vom WK-Richter zu sehen war.

Noch 7km…

Pling Nachricht auf dem Tacho: Du schaffst das! Gib Gas dann kommst du rechtzeitig.

Das eigentliche Drama spielte sich nämlich an der Wechselzone ab. Daniel wollte schon mit nem Ersatzchip starten, weil er nicht riskieren wollte, dass die ganze Staffel disqualifiziert wurde. Thomas und vor allem Chrissi aktualisierten aber auf dem Handy immer wieder die Liveticker um zu sehen, ob ich es noch rechtzeitig schaffen würde. 10 Sekunden bevor Daniel gestartet wäre, bin ich mit ständig steigender Km/h-Zahl über die letzte Bodenmatte kurz vor der Wechselzone gerollt. Die letzten 10 km ballerte ich im  37er Schnitt runter.

Pling Nachricht: Nicht mehr weit, du schaffst es noch in der Zeit!

Ich kam gerade noch rechtzeitg in der Wechselzone an. Und das sogar mit Eskorte – Krankenwagen, WK-Richter, Polizei – alle mit Blaulicht und ich vorne weg. Es war der rollende Cut-Off hinter mir. 50sekunden vor der Disqualifikation war ich endlich da. In die Wechselzone runter vom Rad und die letzten Schritte zu Daniel gerannt. Er nahm meinen Chip und ich blieb einfach da liegen, wo mich Daniel zurück ließ.
Wechselzeit: 9 Sekunden! 5. Schnellster Wechsel aller Starter!

Ich war da. Kreidebleich lag ich mit den Kräften am Ende in der Wechselzone….

Das 180km so brutal sein können, hab ich mir niemals ausgemalt.


Ob Daniel seinen Sub3 Marathon auch locker abspuhlen konnte und wie unbeschreiblich die Finisherparty war, folgt in Teil2…

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2 Kommentare

Hans Christiian von Steuber 3. September 2017 - 08:07

Was für ein aufregender Bericht. Mein volles Mitgefühl! Was war denn mit dem ISO? Hast du das Zeug nicht vertragen? Beinkrämpfe sprechen ja eher für zuwenig ISO?

Reply
admin 4. September 2017 - 21:56

Danke Hans Christian! Ja mein Magen hat es nickt vertragen und eigentlich Vertrage ich wirklich alles! Beinkrämpfe waren denn sicher das Ergebnis der Dehydrierung an der ich schon sehr knapp dran war… naja vorher testen ist der Schluss den ich ziehe… leider zu spät

Reply

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