Habt ihr den Namen Joe Nimble schon mal gehört?
Spätestens wenn ihr nach Schuhen googelt, die beim Vermeiden von blauen Zehennägel oder Blasen vom Laufen helfen sollen, kommt ihr an den sogenannten “Nimble Toe`s“ den zehenfrei Laufschuhen nicht vorbei.
Ich weiß nicht, wie mich die geschickte Werbung schon auf die Seite lockte, aber so richtig warf mich die Optik nicht vom Hocker. Das hat sich in den letzten Monaten – zumindest aus meiner Sicht – geändert. Die Schuhe wurden immer moderner und als dann noch eine Testanfrage kam, war der Moment für die Flitzpiepen-Joe Nimble Kombi gekommen.
Mit etwas Verspätung aufgrund von Lieferengpässen und meiner extra Größe, flattere dann aber endlich der “brandneue” Joe Nimble Ultreya Laufschuh ins Flitzpiepen-Testlabor.
–Werbung, da Produkttest-
Was oder besser wer ist Joe Nimble:
Auch wenn der Name Joe Nimble es nicht vermuten lässt, sitzt ein deutsches Unternehmen dahinter.
Der Traditionsschuhmacher Sebastian Bär mit der Bär GmbH. Diese Schuhe kennt man eher als sog. Bequemschuhe für die ältere Generation. Diese Assoziation hatte auch zuerst im Hinterkopf, aber Sebastian Bär hat den Trend erkannt und mit Joe Nimble eine trendige und innovative Laufschuhmarke geschaffen, bei der nicht nur die Optik – sondern vor allem die Funktion ausschlaggebend sind.
In diesem Jahr (2022) war Joe Nimble mit dem neuen Joe Nimble Ultreya der Sponsor von einem der härtesten Laufevents der Welt: dem Badwater135 .
Wer es nicht kennt: 217km durchs Death Valley bei Temperaturen von bis zu 50° C . Das nenne ich mal einen Härtetest deluxe.
Fakten zum Schuh:
Natürlich haben neue Schuhkonzepte auch neue Technologien an Bord.
Obermaterial: atmungsaktives Textil-Knit (Nylon) -> Schmiegt sich wie eine zweite Haut um den Fuss.
Sohle: nmblFoam® Sohle (18mm) mit high-energy-return PU , Sprengung Null (Ballen und Ferse auf einer Höhe) .
Einlegesohle: Ultreya Fußbett (6mm) kombiniert EVA und Alveolen und ist mit einem 3mm Fersenpolster ausgestattet .
Gewicht: 350 Gramm (Größe 6,0) In meiner in Größe 13 beträgt das Gewicht weit über 400 Gramm und ist damit der schwerste Laufschuh den ich bisher an meinen sehr großen Füssen getragen habe.
Eine Tunnelschnürung sorgt für optimalen Halt, trotz der größeren Zehenbox und dem weichen “gestrickten” Obermaterial. Die Gecko-nachempfundene Gummisohle, tut auch bei Nässe genau was sie soll, nämlich nicht rutschen.
Preis: UVP 219,-€
Wichtiger Hinweis zur richtigen Größe: Ich trage normalerweise Größe 46,5 und in Laufschuhen IMMER Größe 48 oder sogar Größe 49. Durch die größere Zehenbox ist das nicht nötig! Lasst euch aber entweder beraten oder schreibt den Support an, wenn ihr euch unsicher seid. Leider ist diese Info erst nach Erhalt des Testobjekts an mich weitergegeben worden und ich merke wirklich, dass der Schuh vorne zu groß ist.
Optik:
Das aktuelle Modell Ultreya, gibt es in 2 Varianten: Einmal in weiß, welches auch die Variante des Badwater135 war und die schwarze Variante.
Leider gab es in meiner Größe nur den weißenen Laufschuh, welcher mir von den beiden auch ehrlich gesagt etwas weniger gefällt. Das ist aber natürlich meine eigene Meinung.
Ansonsten finde ich die Farbkombination gut gewählt und vor allem die dunkle Variante sieht echt stylisch aus.
Besonders ausfällig ist aber auch das Fersendesign. Die Fersenkappe selbst ist schön steif, die Sohle ragt jedoch doch schon sehr hinten über. Das natürliche Abrollverhalten soll hier verstärkt werden.
Laufgefühl:
Schon lange gab es keinen Laufschuh der mich so hin und her gerissen hat, wie der Joe Nimble Ultreya.
Meine “geheimer” Laufschuhtick besteht darin, das ich fast alle neuen Laufschuhe erstmal 2-3 Tage im Alltag trage und dann damit laufen gehe. Das ist eigentlich schon lange nicht mehr nötig, da Laufschuhe nicht mehr eingelaufen werden müssen. Aber die Flitzpiepe hat diesen Splin – nennt mich den Laufschuh-Monk :D
Dabei fiel mir aber auch einiges auf:
Zuerst einmal muss ich sagen, dass sich das Reinschlüpfen in den Schuh wirklich unglaublich bequem anfühlte. Ich liebe Schuhe die dieses besondere Knit-Obermaterial haben und sich am Fuß wie eine Socke anfühlen. Hier hat man zusätzlich noch den besonderen Vorteil, das die Zehen durch die große Zehenbox wirklich angenehm viel Platz haben. Die Zehenbox hat aber auch einen Sinn. Der Fuss kann beim Auftreten den natürlichen Spreizeffekt zur Stabilisierung ausüben, das ist in den sonst eher engen Zehenboxen nicht möglich.
Die feste Fersenkappe gibt halt und durch die gute Polsterung drückt bei mir auch nichts beim Laufen.
Was sich allerdings am Anfang sehr komisch anfühlte, war die recht hohe Wölbung im Bereich der Fussinnenseite, die gerade in doch in den ersten Tagen fast unanagenehm drückte. Dies mag aber vielleicht auch an meinen Füssen liegen (Senkfuss, Spreizfuss).
Mittlerweile ist das Drücken allerdings komplett verschwunden. Keine Ahnung ob ich mir das die ersten Tage nur eingebildet und ich mich jetzt daran gewöhnt habe oder ich ihn doch eingelaufen habe? (vielleicht auch der Effekt der Zehenbox und des natürlichen Stabilisierens)
So ausgeprägt hatte ich dieses Erlebnis nur mit einer extra angefertigten Einlegesohlen, aber mittlerweile spüre ich es beim Ultreya weder im Alltag, noch beim Laufen.
Generell habe ich das Gefühl, dass ich mich bzw. der Schuh sich an mich gewöhnt hat und ich laufe wirklich sehr gerne meine Runden mit dem Ultreya.
Wie unschwer zu erkennen ist, soll einen die dynamische Sohlenform beim Laufen quasi nach vorn drücken und das tut sie auch.
Der hinten überstehende Fersenbereich des Schuhs hat auch durch die etwas hochgezogene Form für Fersenläufer ein gutes Abrollverhalten. Das betrifft mich immer wenn ich langsam laufe, dann wechsele ich vom Mittelfuss zum Fersenläufer.
Die Dämpfung federt mich angenehm ab und auch das doch sehr hohe Gewicht für einen Laufschuh merke ich am Fuss nicht. Ok, ich hab auch ein hohes Gewicht für einen Läufer.
ACHTUNG! Mich hat das bei einer Treppe mit schmalen Stufen fast die Stufen runtergeworfen, weil der “Hacken” hinten so überstand, dass ich hängen blieb. Woran man nicht alles bei neuen Schuhen denken muss ?!
Fazit:
Der Joe Nimble Ultreya ist alles in allem ein toller Schuh mit kleinen Schönheitsfehlern. Mit jedem Testlauf fühlte ich mich ein klein bisschen wohler in dem Schuh. Das Knit-Obermaterial ist zwar extrem bequem und ich liebe das “sockenähnliche” Gefühl am Fuss, allerdings ist meine weiße Variante wie ein Magnet für Dreck. Das Obermaterial saugt alles auf wie ein Schwamm. Einmal bei Regen durch die Pfütze oder bei Matsch im Wald und der Schuh ist nicht mehr weiß. Dafür habt ihr richtig tollen Grip im Nassen, denn die Sohle rutscht fast gar nicht, was ich bei der Struktur der Sohle nicht gedacht hätte.
Der Punkt mit dem Gewicht ist aber sicher ein wichtiger für alle mit Wettkampfambitionen, wo es auf einen schnellen leichten Schuh ankommt.
Der Joe Nimble Ultreya ist keinesfalls ein schneller Wettkampfschuh für schnelle Rennen. Lange Trainingsläufe oder auch “gemütliche” Marathons sind hier perfekt. Natürlich lauft ihr auch nen schnellen 10er oder Intervalle mit dem Schuh, aber die Stärken spielt ihr in der “Bequemlichkeit” aus. Hätte Disney nicht den Slogan
…probiers mal mit Gemütlichkeit…
geprägt, würde er hier super passen und das meine ich wirklich ausschließlich positiv. Die breitere Zehenbox ist sehr angenehm und kein Zeh fühlt sich gedrängt. Das leider zu große Testmodell begünstigt das natürlich zusätzlich, aber im Verhältnis ist er nur nach vorn zu groß und auch in der Breite wäre selbst in einer Nummer kleiner noch viel mehr Platz als in anderen Schuhen. Was ich jahrelang durch die zusätzlichen 2 Schuhgrößen größer an Platz gut gemacht habe, hab ich hier in der normalen Größe mehr als genug. Für den geforderten UVP von 219€ muss bei mir aber doch alles passen und da ist leider noch etwas Luft. Joe Nimble ist hier ein wirklich toller Schuh gelungen, der zwar nicht perfekt, aber schon sehr sehr gut ist. Vor allem die Zehenfreiheit und das sockenähnliche Obermaterial des Schuh gefällt mir gut. In Zukunft wird man Joe Nimble ganz sicher noch öfter Einzug in mein Laufschuhschrank halten.
Anmerkungen: Ich habe wirklich lange auf mein Testschuh gewartet und als er kam, war ich etwas enttäuscht, weil die Verarbeitung für den eigentlich UVP von 219€, echt nicht so toll war.
Die Sohle hatte Kratzer, wirkte teils unsauber verklebt und auch in dem Obermaterial war es einfach unsauber verarbeitet. Nach Rücksprache mit dem Marketing war das bekannt, aber aufgrund der oben erwähnten Lieferengpässe war es wichtiger mir überhaupt einen Schuh zu liefern, den ich auf Funktion testen kann. In der Kundenauslieferung kommen solche Fehler nicht vor(hab ich auch bisher noch nirgends gelesen) Aus diesem Grund fließt in meine Bewertung dieser Punkt nicht ein.
Hinweis in eigener Sache:
Die Testschuhe und die Ausrüstung wurden uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Dies nimmt keinen Einfluss auf unseren Test und das Ergebnis. Alle Texte sind frei formuliert und spiegeln unsere (subjektiven) Eindrücke wieder.
3 Kommentare
Hallo Ihr Flitzpiepen,
das hört sich doch echt mal nach einem schöne und bequemen Laufschuh an. Allerdings sind 219,- € auch nicht gerade günstig.
Werde ihn aber wahrscheinlich auch mal ausprobieren.
Beste Grüße
Olli
Hi Olli,
wirklich extrem bequem, aber ja der Preis ist ne Hausnummer. Sag uns gern wie du Ihn an den Füssen fandest… Grüsse zurück
Hallo Chris,
dein Artkel hat mich vollkommen überzeugt! Die lebhafte Beschreibung der Erfahrungen weckt meine Neugier, und es steht außer Frage: Diese Schuhe müssen in meine Sammlung!
Mit laufbegeisterten Grüßen,
Christian