“Franzosenlauf?”, daß der Big 25 nicht immer so hieß war mir neu und als Chrissi mich vor kurzen fragte, ob ich eben bei diesem Franzosenlauf mitlaufe, verneinte ich. “Aber ich laufe den Big25 an dem Tag”, war meine Antwort. Als Reaktion bekam ich ein breites Grinsen zu sehen. Gut, jetzt bin ich schlauer und weiß, daß der Big25 von den französichen Besatzungsmächten ins Leben gerufen wurde und der erste Berliner Innenstadtlauf war. Ein französischer Major plante einen Lauf nach dem Vorbild des 20-km-Rennen von Paris nach Versailles und er konnte seinen Plan auch Dank des alliierten Rechts welches in Berlin Vorrang hatte, umsetzen. Ein spannendes Stück Geschichte aus einer Zeit, als die deutsche Laufbewegung in Ihren Anfängen steckte und Berlin andere Facetten hatte als heute.
Der Big25 war mein erster Wettkampf nach dem Halbmarathon Anfang April. Ich hatte mir Großes vorgenommen. Ich wollte die namens gebende Runde laufen –die ganzen 25 km. In meiner Vorstellung sollte ich bis Mitte Mai das Halbmarathontraining einfach fortgesetzt haben und fit und trainiert sein. Die Realität sah anders aus – in den Wochen vor dem Big25 kam ich kaum zum Laufen. Drei Laufeinheiten, eine Krafteinheit und einmal Yoga in der Woche schrumpften zusammen zu einem moderaten 10 km in der Woche. Wie sagt man so schön: Eine Planung ist nur so gut wie Ihre Umsetzung. Meine Planung wich erheblich von der Realität ab – 25km erschienen mir plötzlich utopisch und wie ein gutes Ziel für 2018. Zum Glück bietet Berlin läuft eine unbürokratische und mit 3 € sehr günstige Möglichkeit zur Ummeldung an. Ich wechselte also die Distanz auf 10 km.
Die Anreise zum Olympiastadion verlief unkompliziert mit der U2 und einem kleinen Fußmarsch von ca. 500m bis zum Olympischen Platz. Alternativ können die Läufer und Fans auch mit der S-Bahn S5 bis zur Station Olympiastadion fahren. Anders als bei Herthas Heimspielen war die U-Bahn nicht überfüllt. Auch die Parksituation war verglichen damit entspannt.
Am Sonntag knallte die Sonne erbarmungslos vom Himmel. Die Temperaturen waren sommerlich – gefühlt der wärmste Tag des Jahres. Ich war froh, dass ich nur 10 km laufen würde. Intensive Sonnenstrahlen und Wettkampftempo zusammen vertrage ich nicht gut.
In der Nähe vom Startblock traf ich auf die anderen Flitzpiepen. Es wurden Neuigkeiten ausgetauscht, die kleinste Flitzpiepe bewundert, das obligatorische Teamfoto geschossen und vor dem Startschuss noch schnell etwas getrunken.
Im Startblock war die Stimmung entspannt, trotz des verspäteten Starts. Chrissi, Chris, Christian und ich warteten gemeinsam auf den Startschuss. Auf den ersten Kilometern war die Strecke sehr voll. Wir kamen nur langsam trabend voran. Am Theodor-Heuss-Platz kam der Tross kurzzeitig sogar ganz zum Stehen. Die Strecke verengte sich und wir standen im Läuferstau. Auf der Reichsstraße blieb es eng – erst auf dem vierspurigen Kaiserdamm entspannte sich die Situation.
Es ging bergab und die Beine liefen wie von alleine. Schnell war die Abbiegung für die 10 km-Strecke in die Windscheitstraße erreicht. Das Laufen in Gemeinschaft war mein persönliches Highlight dieses Laufes. Chrissi war meine Pacemakerin und lief wie auf Schienen in einer Pace vor mir her, die anstrengend aber machbar war. Für Chrissi war es der erste 10er seit der Geburt Ihrer Tochter. Vor nicht allzu langer Zeit war Chrissi noch gut 10 min schneller als ich auf 10 km unterwegs.
Zu meinem Glück tastet sie sich gerade an die alte Fitness heran und ich konnte mithalten. So liefen wir im Team durch Charlottenburg. Chris trieb uns von hinten an und motivierte gleichzeitig Christian. Ab KM8 musste ich kämpfen nicht langsamer zu werden. Wäre ich allein gelaufen, hätte ich vermutlich das Tempo herausgenommen. Ok, ich wäre wahrscheinlich die ganze Strecke im Wohlfühltempo gelaufen. So zogen Chrissi und ich uns abwechselnd über die letzten beiden Kilometer. Endlich war der Tunnel ins Stadion in Sicht. Die Beine liefen die letzte Runde auf der legendären blauen Tartanbahn wie aufgezogen. Ein gemeinsamer Zieleinlauf, geteilte Freude über die Zeit, über den gemeinsamen Lauf – ein Moment Läuferhimmel! Danke, liebe Chrissi für diesen Lauf. Wer sagt, dass Laufen ein einsamer Sport ist, der kennt die Gemeinschaft der Flitzpiepen (oder manch anderen Läufergruppen – wir wollen mal nicht so sein :D ) nicht!
Chrissi: Wie Miri bereits erwähnt hatte, war der Big 25 mein erster “Wettkampf” seit der Geburt unserer Mini-Flitzpiepe. Ich hatte im Training erst 8 km am Stück geschafft und war daher doch etwas nervös, ob ich die 10 km tatsächlich schaffen würde. Chris hatte sich aber bereit erklärt mit mir gemeinsam zu laufen und mich zu unterstützen. Ich habe bereits 3 mal am Big 25 teilgenommen, bisher jedoch immer die 25 Kilometerstrecke bezwungen. Ich finde den Big 25 immer einen sehr schönen Lauf, der zumindest wenn man die Halbmarathon oder 25 Kilometerstrecke läuft, auch mitten durch die City geht. Bei der großen Runde läuft man sogar durch das Brandenburger Tor, was ich immer sehr schön finde. Dazu sind die “Berlin läuft”- Läufe preislich doch um einiges günstiger als die Läufe des SCC Berlin. Zudem gibt es immer eine sehr schöne Medaille. Einziger Nachteil ist, dass es auf der gesamten Strecke an den Verpflegungspunkten ausschließlich Wasser gibt. Bei einem 10 km Lauf finde ich das vollkommen in Ordnung, aber der Halbmarathondistanz wäre aber ein bisschen Iso oder Tee auch nicht schlecht. Die Versorgung beim BIG 25 in diesem Jahr wurde viel kritisiert, durch das heiße Wetter gab es wohl für einige 25 km Läufer nicht mehr genügend Wasser. Das ist natürlich wirklich Mist, wir konnten uns allerdings nicht beschweren, bei uns war alles reichlich vorhanden.
Zurück zu meinem Lauf: Zu meiner Überraschung hatte sich nicht nur Chris bereit erklärt mit mir zu laufen, sondern auch Miri und Christian schlossen sich uns an. Was mich sehr freute, gemeinsam machte so ein Lauf doch gleich viel mehr Spaß. Ich kann Miris Eindrücke von der Strecke eigentlich nur bestätigen. Bei der 10 km – Runde gibt es nicht soviel von den Highlights Berlins zu sehen, da man vorher schon wieder in Richtung Olympiastadion abbiegt. Es lief einfach gut an diesem Tag und Miri und ich zogen uns abwechselnd in gutem Tempo über die gesamte Strecke. Mir macht Wärme glücklicherweise nicht so viel aus und daher freute ich mich sehr über das grandiose Wetter. Christian hatte allerdings sehr mit der Wärme zu kämpfen. Es hat wirklich Spaß gemacht und der Einlauf ins Olympiastadion ist immer ein Highlight. Wir sprinteten die letzten Meter ins Ziel und schafften es am Ende sogar noch unter 1:00 h zu bleiben. Das hätte ich vorher niemals gedacht.
Alles in allem ist der Big 25 ein wirklich schöner Lauf. Das nächste Mal würde ich aber wieder die große Strecke wählen, da ist die Strecke einfach noch ein bisschen schöner und im Olympiastadion sind dann deutlich mehr Zuschauer, was die Stimmung noch grandioser macht. Das hätte ich nur einfach bei diesem Mal noch nicht geschafft. Es war aber ein sehr schönes Comeback als Flitzpiepe. Vielen Dank an Miri, Christian und Chris.
Alle unsere Piepen starteten diesmal selbst, weshalb wir euch heute mal keine eigene Galerie anbieten, aber euch wärmsten unseren Freund Lothar und seine BIG25 Galerie empfehlen!
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Oh ja, der BIG25 ist schon eine schöne Veranstaltung und hat es nach hinten raus ja auch immer in sich. Schön, dass du, Chrissi, auch wieder mit am Start warst und dass dich Chis unterstützte! Ganz liebe Grüße in die Runde.